Produkttest Digital-Multimeter VC 275
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Installation
Wie war die Installation bzw. die Einrichtung des Messgeräts?
Hallo Community,
ich freue mich, Euch das Digital-Multimeter VC275TRMS von Voltcraft vorstellen zu dürfen.
Lieferumfang
In der kompakten Verpackung ist neben dem Multimeter mit seinen beiden Messleitungen noch ein Temperaturmessfühler enthalten.
Außerdem ist natürlich ein Blatt Papier mit den Sicherheitshinweisen dabei sowie die
Bedienungsanleitung - allerdings nur auf einer CD.
Das ist definitiv ein Manko, denn so muss man erstmal den Computer anwerfen, um sich mit allen Funktionen des Messgeräts vertraut zu machen. Die CD hätte man sich sparen können, zumal immer mehr PCs gar kein entsprechendes Laufwerk mehr haben.
Bei mir hat die CD nicht einmal funktioniert, da sie leicht demoliert war (vermutlich ein Transportschaden) und von meinem Computer nicht mehr gelesen werden konnte:
Letztendlich bin ich dann über die Downloadmöglichkeit im Conrad Onlineshop doch noch an meine Bedienungsanleitung gekommen ;-)
Diese ist übersichtlich gestaltet und einfach verständlich geschrieben. Mit zahlreichen Zeichnungen und Mini-Schaltplänen werden die Messverfahren anschaulich erklärt, sodass auch Anfänger in die korrekte Handhabung des Multimeters herangeführt werden.
Das große LC-Display des Multimeters ist mit einer Schutzfolie beklebt, die man aber erst nach einigem Herumfummeln abgezogen bekommt. Erschwert wird das Abziehen der Folie blöderweise durch eine umlaufende Vertiefung um das Display. Eine kleine überstehende Lasche zum einfacheren Ablösen der Schutzfolie wäre hier wünschenswert.
Die Messleitungen sehen relativ hochwertig aus.
Der mitgelieferte Temperaturfühler hingegen wirkt meiner Ansicht nach ein wenig "billig". Er ist auch nicht für den vollen Messbereichs des Multimeters (-40 bis +1000 °C) ausgelegt, sondern lediglich von -40 bis +230 °C.
Kompatible Temperatursensoren (Typ K) mit größerem Messbereich findet man bei Conrad.
Bedienung
Details zur Bedienung
Die Bedienung des Multimeters ist relativ selbsterklärend, wenn man sich einmal mit allen Funktionen vertraut gemacht hat.
Über den Drehschalter schaltet man das Gerät ein und wählt zwischen folgenden Messmodi:
- Spannung bis 600 V
- Spannung bis 600 mV
- Widerstand/Durchgangsprüfung/Diodentest/Kapazitätsmessung
- Temperatur
- Frequenz/Pulsrate
- Stromstärke bis 6000 μA
- Stromstärke bis 600 mA
- Stromstärke bis 10 A
- Berührungslose AC-Spannungserkennung (NCV = non-contact voltage detection)
Über die graue Taste in der Mitte des Drehschalters wird zwischen AC und DC gewechselt oder
die weiteren Messfunktionen ausgewählt. Die Anzahl der Positionen des Drehschalters wurde also reduziert, indem die Positionen mehrfach belegt wurden.
Aber ist das wirklich sinnvoll?
Mir persönlich hätte es eigentlich besser gefallen, wenn man jeden einzelnen Messmodus direkt über den Drehschalter wählen könnte und nicht zusätzlich noch die Select-Taste verwenden müsste. Um z.B. zur Kapazitätzmessung zu gelangen, muss man immer dreimal auf diese Mitteltaste drücken.
Ich hätte es tatsächlich besser gefunden, wenn das Multimeter ohne diese Select-Taste auskäme und der
Drehschalter dafür 20 statt 10 Positionen hätte.
Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich von meinem bisherigen Multimeter einen deutlich größeren Drehschalter gewöhnt bin:
Ein Umschalten der Messmodi wird jeweils mit einem kurzen Ton quittiert. Diesen empfinde ich jedoch eher störend als nützlich, denn das Rasten des Drehknopfes bzw. Tasters ist sowieso deutlich spürbar.
Die Auto-Range-Funktion
Innerhalb des Messbereichs wählt das Gerät die Kommastellen und die Einheitenvorsätze stets so, dass der Messwert optimal angezeigt werden kann. Ein wirklich tolles Feature, welches einem das lästige Messbereich-Umschalten erspart. Besonders beim Durchmessen von verschiedenen Widerständen hat mich dieses bisher immer genervt ;-)
Mit dem VC 275 hat dies nun ein Ende. Hier z.B. die Messung verschiedener Widerstände, ohne dass irgendetwas umgestellt werden muss:
Was beim Auto-Range allerdings nicht so gelungen ist, ist der relativ langsame Kommastellen-Wechsel, bei dem jeweils für eine kurze Zeit die Anzeige komplett erlischt. Vor allem, wenn man sich-schnell-ändernde Messwerte messen will, ist dies extrem störend.
Zusatzfunktionen
Über die beiden Taster links und rechts unter dem Display kann man zwei Zusatzfunktionen bedienen:
Der rote REL-Knopf rechts setzt die Anzeige mit dem aktuell angezeigten Messwert auf Null, sodass anschließend die Differenz zu diesem Messwert angezeigt wird. Diese Funktion ist vergleichbar mit dem Poti bei analogen Multimetern, mit dem bei der Widerstandsmessung der Widerstand der Messleitungen ausgeglichen werden kann. Die Funktion ist aber hier deutlich vielfältiger einsetzbar und kann äußerst praktisch sein, wenn man eine Messung gegenüber einem bestimmten Bezugswert vornehmen will.
Die rechte Taste "Low Impedance" sorgt dafür, dass der Innenwiderstand des Messgeräts kurzzeitig (max. 3 Sekunden) von 10 MΩ auf 400 kΩ reduziert wird. So sollen bei der Spannungsmessung Messungenauigkeiten durch "Phantomspannungen" vermieden werden. Auch eine nützliche Funktion.
Eine Hold-Funktion gibt es dagegen nicht, wobei ich diese auch noch nie wirklich benötigt habe.
Im Display wird für jeden Messmodus angezeit, wo jeweils die beiden Messleitungen angeschlossen werden müssen. Ob das wirklich vor einer versehentlichen Falschbelegung schützt, wage ich aber zu bezweifeln, denn eigentlich kann man ja an den vier Anschlüssen ablesen, welche Messleitung wann wo hineingehört. Hilfreich könnte diese Anzeige vor allem für Messtechnik-Anfänger sein.
Kapazitätsmessung
Eine sinnvolle Messfunktion, die mein bisheriges Multimeter nicht hatte, ist die Kapazitätsmessung. Das Messgerät lädt hierzu einen angeschlossenen Kondensator über einen hochohmigen Widerstand auf, misst die Zeit, bis eine bestimmte Spannung erreicht ist und berechnet daraus die Kapazität des Kondensators in nF oder μF.
Bei kleineren Kapazitäten (z.B. Keramikkondensatoren) wird der Messwert sofort angezeigt. Unter 0,1 nF ist dieser ziemlich ungenau, was aber nicht verwunderlich ist.
Je größer die Kapazität, desto länger dauert natürlich auch der Messvorgang. Bei großen Kapazitäten über ca. 100 μF stört mich eine seltsame "Angewohnheit" des Messgeräts: Es zeigt zunächst für einige Sekunden eine Kapazität von wenigen nF an, dann erlischt die Anzeige für ein paar Sekunden und erst dann wird der richtige Messwert angezeigt. Dass hätte man sicherlich vermeiden können.
Messung der Durchlassspannung von Dioden
Eine weitere tolle Messfunktion des VC 275, die ich so noch gar nicht kannte, ist die Messung der Durchlassspannung von Dioden. Bisher hätte ich mit meinem Multimeter ohne weitere Teile lediglich die Durchlassrichtung von Dioden bestimmen können.
Berührungslose AC-Spannungserkennung - NCV
In der Stirnseite des Multimeters ist ein Magnetfeldsensor integriert, welchen man lediglich in die Nähe eines Leiters halten muss, um zu überprüfen, ob an ihm eine Wechselspannung anliegt. Über vier Striche auf dem Display sowie akustisch wird die Intensität der detektierten Wechselspannung ausgegeben.
Diese Funktion ist zwar nice-to-have, besonders für spontane Messungen, allerdings wüsste ich keine Anwendung, wo man sie wirklich bräuchte. Außerdem ist das Multimeter doch relativ klobig und eine solche Messung daher eher unpraktisch.
Strommessung
Auch kleine Stromstärken von wenigen μA kann das VC 275 äußerst präzise messen.
Die Besonderheit bei der Strommessung ist, dass das Messgerät im μA- und mA-Bereich mit einer 600mA-PTC-Sicherung ausgestattet ist, welche sich nach Überlastung innerhalb von 5 Minuten selbst zurückstellt.
Ein praktisches Feature, wie ich finde, denn so muss man nicht mehr die Sicherung tauschen, wenn man z.B. versehentlich einen Kurzschluss produziert hat (was mir bei meinem bisherigen Multimeter tatsächlich einmal passiert ist...).
Messung von Frequenz und Pulsweite
Wie in meiner Bewerbung angekündigt, habe ich das Multimeter zur Frequenz- und Pulsratenmessung an meiner selbstgebauten mobilen Elektroauto-Ladebox verwendet. Erstmal eine kurze Info zur Ladebox, damit klar ist, wofür das Teil gut ist:
Unser Elektroauto besitzt einen Ladestecker vom Typ2. Dieser ist der europaweite Standard für Wechselstrom- und Drehstromladung bis 43kW (400V, 64A). Die meisten öffentlichen Ladestationen haben eine Typ2-Buchse mit 11 oder 22kW. Mit der mobilen Ladebox können wir auch an roten CEE-Drehstromsteckdosen (bis 22kW), blauen CEE16-Campingsteckdosen (3,7kW) sowie über einen Adapter an normalen Schukosteckdosen "tanken". Die wichtigsten Komponenten meiner Ladebox sind:
- Typ2-Ladesteckdose mit elektromagnetischer Verriegelung
- Spezieller FI-Schutzschalter vom Typ A-EV
- Vierpoliges Schütz zum Schalten der Stromversorgung zum Elektroauto
- Drehschalter zum Umschalten zwischen dreiphasig (CEE32-Drehstromstecker) und einphasig (CEE16-Campingstecker)
- Selbstgebaute Elektronik mit einem Arduino Nano, die mit dem Auto kommuniziert und alles steuert
Die Ladebox teilt dem Auto über eine Datenleitung des Typ2-Steckers mit, wie viel Strom es sich genehmigen darf. Dies geschieht über ein PWM-Signal mit 1kHz, welches zwischen +12V und -12V (gegenüber PE) pendelt. Eine Pulsweite von 16% steht beispielsweise für 10A Ladestrom, 50% bedeutet 32A. Um der Ladebox mitzuteilen "Ok, ich will laden!" zieht das E-Auto das PWM-Signal mit einem Widerstand gegen PE, sodass es nur noch zwischen +6V und -6V pendelt. Der Arduino Nano erkennt dies, schaltet das Schütz und das Elektroauto lädt mit der Stromstärke, die die Ladebox ihm vorgibt.
Das Problem war nun, dass das Elektroauto grundsätzlich ca. 1,5A weniger Ladestrom zog, als das PWM-Signal des Arduino eigentlich vorgeben müsste. Mithilfe des VC 275 wollte ich herausfinden, woran das liegt.
Es stellt sich heraus, dass meine Schaltung, welche das PWM-Signal des Arduinos (zwischen +5V und 0V) in die richtigen Pegel umformt (-12V bis +12V), auf irgendeine Weise die Pulsweite um etwa 2,5% verkürzt. Woran das liegt, ist mir nicht ganz klar, wo die Schatlung doch lediglich aus einem Operationsverstärker und ein paar Widerständen besteht. Jedenfalls habe ich einfach die PWM-Signale des Arduinos um 2,5% verlängert und schon kommen die richtigen Werte aus der Typ2-Steckdose :-) Dank des neuen Multimeters haben wir also jetzt eine perfekt funktionierende Ladebox.
Die Frequenz- und Pulsratenmessung des VC 275 ist eine praktische Sache und funktioniert super!
Helligkeit
Ist die Helligkeit zufriedenstellend?
Das LC-Display ist schön groß und übersichtlich, das ist definitiv ein Pluspunkt.
Aber wie gut ist es ablesbar?
Nun, In den meisten Fällen relativ gut. Bei einer bestimmten Kombination aus Lichteinfall- und Blickwinkel ist es aber ziemlich schlecht ablesbar, wie man hier sehen kann:
Mein altes Multimeter ist da wesentlich Blickwinkel-stabiler, zudem ist der Kontrast des LC-Displays etwas besser:
Daher wäre meiner Meinung nach eine Hintergrundbeleuchtung für das Display auf jeden Fall nicht schlecht gewesen.
Design
Wie gefällt Dir das Design?
Das Multimeter sieht insgesamt hochwertig aus und das Design gefällt mir sehr gut, deutlich besser als das meines knallgelben Geräts (siehe vorheriges Foto). Die Farben sind ansprechend gewählt.
Um die Batterie zu wechseln oder die 10A-Sicherung auszutauschen, muss eine Schraube entfernt werden, dann lässt sich die untere Hälfte des Gehäuses nach unten abziehen. Das Gerät ist so konstruiert, dass hierfür die Messleitungen entfernt werden müssen und im geöffneten Zustand auch nicht wieder eingesteckt werden können.
Das Gerät ist äußerst robust, liegt gut in der Hand und auch die Klappe zum Aufstellen ist sehr stabil.
Gesamtbewertung
Abschließende Bewertung des Digital-Multimeters VC 275
Ich fasse nochmal die wichtigsten Vor- und Nachteile des Multimeters zusammen:
Pro
- True RMS - Echteffektivwert-Messung
- Sehr gute Messgenauigkeit
- Messung von Kapazität, Dioden-Durchlassspannung, Frequenz- & Pulsweite und Temperatur
- Auto-Range
- Selbstrückstellende PTC-Sicherung
- Großes, übersichtliches Display
Kontra
- Keine gedruckte Bedienungsanleitung
- LC-Display: etwas kontrastschwach, Hintergrundbeleuchtung wäre wünschenswert
- Beim Wechsel zwischen Kommastellen (Auto-Range) erlischt die Anzeige kurzzeitig
Das VC 275 ist ein robustes Multimeter mit vielen Funktionen und Möglichkeiten, das einfach zu bedienen ist. Und dazu ist es noch relativ günstig. Einige Mankos konnte ich feststellen, doch alles in allem handelt es sich um ein gelungenes Produkt, das ich wirklich jedem empfehlen kann, der hobbymäßig viel mit Elektronik und Messtechnik zu tun hat.
Ich hoffe, mein Bericht konnte Euch weiterhelfen und bedanke mich für Euer Interesse!
Freundliche Grüße
Euer Michi