Ein Dauerbrenner seit Start der Community ist das Thema WLAN. Schlechter WLAN-Empfang oder schlechte Internetperfortmance kann auch tatsächlich die berühmten 1001 Gründe haben, aber in gut einem Jahr Conrad Community haben sich zwei Szenarien als die die häufigsten Ursachen herausgestellt. Und das Gute daran ist, das man in den meisten Fällen mit dem richtigen Know How auch ohne den tiefen Griff in die Geldbörse eine spürbare Verbesserung erreichen kann.
Als erstes benötigen wir ein WLAN-Endgerät mit Bildschirm. Es ist völlig egal, ob das ein Notebook, ein Tablet-PC oder Smartphone ist. Da man WLAN nicht sehen, riechen oder schmecken kann, brauchen wir eine Software, die unser Endgerät zu einem Messgerät macht. Es gibt sehr viele geeignete Tools.
Für Windows empfehle ich das Programm inSSIDer. In dem Link zu Heise bitte die letzte kostenlose Freeware-Version auswählen, die reicht für unsere Zwecke völlig aus. Für Android nutze ich den Wifi Analyzer. Es gibt inSSIDer auch für Android, aber die Android App ist kostenpflichtig und mit 7,31 Euro schon relativ teuer. Für Apple User gibt es vergleichbare Tools.
Sowohl inSSIDer als auch der Wifi Analyzer zeigen neben dem eigenen WLAN alle Netze an, die das Endgerät empfangen kann. Die Empfangsstärke schwankt sehr stark, sowohl beim eigenen als auch bei den WLANs der Nachbarn. Daran erkennt man schon das erste Problem bei WLAN, die Ausrichtung der Antenne. Die kann man bei festen Empfängern optimieren, bei mobilen Endgeräten wie Notebooks, Tablets oder Smartphones natürlich nicht. Der Empfang muss also so gut sein, dass eine ungünstige Ausrichtung der Antenne kein Beinbruch ist. Der Körper des Benutzers kann übrigens auch stark dämpfend wirken und auch das kann man nicht vermeiden.
Das Programm inSSIDer bringt auf einem Bildschirm alle relevanten Informationen. Bei Geräten mit Dualband-Modul sowohl für 2,4 als auch 5GHz. Das WLAN, mit dem PC verbunden ist, wird besonders gekennzeichnet und mit einem Link Score bewertet. Das Optimum ist 100. Wenn inSSIDer beim verbundenen Netz Optimierungspotential erkennt, wird dies ganz oben eingeblendet. Bei meinen beiden Screenshots (weiter unten) ist das bei dem Gerät, dass auf der 5GHz Frequenz verbunden ist, der Fall. Beim Screenshots des Gerätes, das auf 2,4GHz arbeitet, sieht man sehr schön, wie sehr sich auf Kanal 1 die Nachbarnetze drängeln. Der Link Score wird mit 100 angezeigt – hier ist das Netz schon beim Optimum. Wieviele Nachbarnetze man findet, hängt vom jeweiligen Standort innerhalb der Wohnung ab. Und natürlich von der Güte und Empfindlichkeit des WLAN-Moduls. Der Wifi Analyzer arbeitet sehr ähnlich, verteilt aber die Informationen auf 4 Bildschirme. Und es gibt keine Bewertung des Empfanges. Die Bewertung muss also jeder selbst vornehmen.
In größeren Stadthäusern wird man schnell 10 bis 15 WLANs finden. Hier muss immer ein Kompromiss eingegangen werden, denn hier wird man keinen freien Kanal finden. Damit sind wir beim ersten möglichen WLAN-Problem:
1. Der Empfang ist gut, aber es kommen kaum Daten.
Es gibt zwar 13 Kanäle für WLAN im 2,4GHz Bereich, aber die Mindestkanalbreite ist so groß, dass sich nur 3 WLANs so betreiben lassen, dass sie sich nicht gegenseitig beeinflussen. Mit Einführung des „n_Standards“ kann ein Router die Kanalbreite sogar erhöhen und belegt dann noch mehr Kanäle. Während ältere Router häufig einfach einen Default-Kanal nutzen, versuchen neuere Modelle meist, einen freien Kanal zu finden. Gelingt das nicht, bleiben sie aber häufig auf Kanal 1 hängen. Damit ist dieser Kanal potentiell der am häufigsten Genutzte.
Auf obigen Screenshot sieht man eine Menge Informationen. So geballt auf einer Seite gibt’s das nur bei inSSIDer – andere Apps stellen aber durchaus ähnliche Informationen bereit, verteilen die aber gerade bei Mobilgeräten aus Übersichtsgründen auf verschiedene Ansichten. Rechts oben sieht Informationen zu dem WLAN, mit dieser Rechner verbunden ist. Der „Link Score“ von 100 sagt außerdem aus, dass absolut kein Handlungsbedarf besteht. Auf der linken Seite werden alle Netzaufgelistet, die dieser Rechner empfängt. Default ist die Sortierung nach Signalstärke. Darunter sieht man noch einmal sehr schön grafisch, auf welchen Kanälen welche und wieviele Netze sind. Das verbundene Netz „Nordbox.net“ kommt bestens beim Rechner an – daher der Link Score von 100.
Hier noch mal ein Screenshot eines anderen Rechners, der ein Dual-Band-Modul eingebaut hat. Da mein Router nicht nur Dual-Band kann, sondern zwei Radiomodule eingebaut hat und daher beide Frequenzen gleichzeitig bedienen kann, sieht es hier etwas anders aus. Der Rechner ist im 5 GHz Netz des Routers eingebucht. Bei nur 3m Abstand zum Router ist das Signal natürlich sehr stark und der Link Score wieder bei 100. Bei 5GHz muss in größeren Wohnungen oder Häusern bedacht werden, dass die Reichweite gerade durch Wände schlechter ist als bei 2,4GHz. Und noch eine Falle ist mir beim Schreiben dieses Artikels aufgefallen. Es gibt Notebooks, z.B. einige Aspire V3 von Acer, deren AC-Wlan-Modul im 5GHz Band magere 54Mbit/s nutzen kann, während sie im 2,4GHz Bereich die üblichen 300Mbit/s schaffen.
Das Programm inSSIDer gibt aktive Tipps, auf welchen Kanal man wechseln sollte, wenn man nicht schon auf dem optimalen Kanal ist. Diesen Tipps sollte man aber nicht blind vertrauen, denn sie basieren auf der Momentaufnahme. Eine Wohnung besteht im Regelfall aus mehr als einem Zimmer, evtl. werden auch mehrere Etagen bewohnt. In jedem Raum können andere Verhältnisse herrschen, sind die Nachbar-Netze und auch das eigene Netz unterschiedlich stark. Daher sollte man mit seinem Notebook/Tablet PC in jedem Raum sich die Verhältnisse anschauen und dann als Kompromiss den Kanal nehmen, der die geringsten Störungen durch die Nachbarn verspricht. In Stradthäusern mit 10 oder mehr Wohnungen in einem Haus ist das extrem schwer. Hier bleibt oft nur die „Flucht“ auf 5GHz, wenn denn die eigenen Geräte diesen Standard beherrschen. Das ist bei älteren Notebooks leider nur selten der Fall, selbst viele aktuelle Geräte aus dem Einsteigersegment können das nicht.
2. Der Empfang ist bescheiden.
Das ist natürlich der Klassiker und die Abhilfe ist halt recht einfach. Ein Repeater oder ein zweiter Access-Point muss her. Doch vor dem Aufstellen sollte man sich ein Bild davon machen, wie denn die Empfangsverhältnisse in der Wohnung oder im Haus sind. Auch dies geht natürlich mit inSSIDer und einem Notebook. Handlicher ist aber ein Tablet oder das Smartphone. Unter Android hat sich der Wifi Analyzer bewährt.
Diese App hat verschiedene Darstellungsarten. Mit der ersten Seite kann man sich ähnlich beim inSSIDer einen Überblick über die Netze in seiner Umgebung verschaffen. Kann das eigene Gerät sowohl 2,4 als auch 5GHz, kann man auf der linken Seite zwischen den beiden Bändern umschalten.
Der nächste Modus zeigt die Signalstärke des verbundenen WLANs mit einem analogen Zeigerinstrument an. In diesem Modus reagiert die App recht schnell auf Änderungen. Damit ist diese Darstellung ideal, um sich über die Empfangsverhältnisse in der eigenen Wohnung ein Bild zu verschaffen. Ein Repeater muss nämlich nicht nur die unversorgten Teile der Wohnung versorgen, er muss selbst noch einen befriedigenden Empfang haben. Ist ein solcher Aufstellort nicht zu finden, so sollte man alternativ über einen Access-Point nachdenken, der über Power Line (über die Steckdose) versorgt wird. Es gibt solche Varianten unter anderem von devolo oder TP-Link.
Typisch kauft man ein Kit mit einem „normalen“ Powerline Adapter (wird über Kabel vom Router versorgt) und einem Powerline Adapter mit WLAN-Accesspoint. Dieser wird am vorher sorgsam ermittelten Aufstellort installiert. Ein preiswerter Vertreter dieser Gattung ist Kit TL-WPA4220KIT. Der Access-Point in diesem Kit auch noch Ethernet für stationäre Geräte wie z.B. ältere Drucker ohne WLAN. Die Konfiguration des WLANs am Access-Point ist nicht sonderlich schwer, allerdings empfiehlt es sich, wenn möglich das Gerät über den Kabelanschluss in Betrieb zu nehmen.
Mit diesem Basiswissen über WLAN sollte es nun möglich sein, gut 98% aller WLAN-Probleme zufriedenstellend zu lösen. Guter WLAN Empfang ist eben keine Hexerei! Da aber fast jeder mit einem Smartphone und der passenden App nachhelfen kann, ist die Optimierung oft sehr einfach und auch bei technisch weniger versierten Freunden und Bekannten schnell durchgeführt. Und nun viel Erfolg beim Ausmessen und Optimieren des WLAN.